Financial Ethics trapped by Financialization

Autor/innen

  • Paul H. Dembinski Université de Fribourg

DOI:

https://doi.org/10.18156/eug-2-2009-art-4

Abstract

Mehrere problematische Entwicklungen sind mit dem Trend der »Finanzi-
alisierung« (financialization), also des gesamtwirtschaftlichen Bedeutungs-
zuwachses der Finanzwirtschaft, insbesondere der Wertpapier-bezogenen
Transaktionen, verbunden. Neben der steigenden Undurchschaubarkeit der
Risiken und der Machtkonzentration bei den Finanzintermediären, geht es
vor allem darum, dass die Wertpapiermärkte, einschließlich der Möglichkeit,
Kredite zu verbriefen, den finanzwirtschaftlichen Geschäftspartnern schnelle
Ausstiegsmöglichkeiten bieten. In der Folge erodiert das Vertrauen, wodurch
u.a. die Überwachungskosten steigen, also die Vorteile der Beteiligten aus
dem Finanzierungsverhältnis sinken. Weitere problematische Entwicklungen,
die mit der »Finanzialisierung« zusammenhängen, sind zunehmende Bedeu-
tung und Komplexitätssteigerung des Vertragsrechts, zulasten des professio-
nellen Ethos der »Banker«, die Zerstückelung der Verantwortlichkeiten in den
Finanzinstituten und die Beschränkung des wahrgenommenen Handlungsspiel-
raums auf technische Fragen der Effizienzsteigerung. Als Gegenmittel werden
empfohlen: eine Finanzethik, welche die Gefahren eines Rückgangs des Be-
ziehungsaspektes in finanzwirtschaftlichen Interaktionen in den Vordergrund
stellt, die Förderung langfristiger Finanzbeziehungen und die Einführung von
Entgeltsystemen, welche statt der Orientierung am »schnellen Geld« die solide
professionelle Arbeit fördern.

The trend towards financialization, meaning the increase of importance of
financial markets, especially of transactions with securities, brings along different
problems. Besides the decreasing transparency of risks and the concentration of
power at the financial intermediaries, focus lies on the increasing securities’ mar-
kets especially the opportunity to securitize loans and offer easy exit-strategies.
Confidence erodes which leads to rising transaction costs. Therefore benefits for
the involved parties decline as well. Further problematic developments regarding
financialization are the increasing importance of complex contracts at the expense
of the professional »ethos« of bankers, the fragmentation of responsibility in the
financial institutions and the felt limitation of scope to technical aspects of increas-
ing efficiency. Recommendations for corrections are: financial ethics, which focus
on the dangers of decreasing interpersonal relations in financial transactions, the
promotion of long-term financial relations and the implementation of pay-programs,
which promote good professional work instead of focusing on making money in the
short run.

Autor/innen-Biografie

Paul H. Dembinski, Université de Fribourg

Paul H. Dembinski, Prof. Dr., *1955, Professor für Strategie und internationalen Wettbewerb an der Universität Fribourg, Direktor der Foundation of the Observatoire de la Finance, Herausgeber der bilingualen Zeitschrift »Finance & the Common Good«.

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