Neue Religionskonflikte und staatliche Neutralität. Erfordern weltanschauliche und religiöse Entwicklungen Antworten des Staates? Eine muslimische Perspektive.
DOI:
https://doi.org/10.18156/eug-2-2011-art-4Abstract
Die Religion gewinnt für die Sozialisation und Identitätsbildung im Zeitalter desschnellen Wandels der Lebensverhältnisse an Bedeutung. Die Neutralität des Staa-
tes in der säkularen Gesellschaft ist ein Garant für freie Ausübung der Religiosität,
die im Grundgesetz verankert ist. Der Islam wird immer noch als eine fremde Re-
ligion wahrgenommen, die eine Gefahr für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit dar-
stellt. Die Sichtbarkeit der Religiosität der Muslime – z.B. aufgrund der Kleidung der
Frauen – wird meistens als Ausdruck der Unvereinbarkeit des Islam mit den moder-
nen und säkularen Werten interpretiert. In den religions- und kulturpluralistischen
Gesellschaften sind Diskussionen um Begriffe und verschiedene Perspektiven not-
wendig, um Unkenntnisse und Missverständnisse zu beseitigen. Die Grundlage des
Zusammenlebens sind die Menschenrechte und das Grundgesetz, die die Freiheit
individueller Glaubensüberzeugung und Glaubenspraxis garantieren.
The importance of religion for socialization and identity grows in times of rapid
change of arrangements of living. The neutrality of the state in secular society which
is anchored in the German constitution («Grundgesetz») guarantees free practices
of religion. However Islam still is recognized as a foreign religion which threatens de-
mocracy and the rule of law. The visibility of Muslim religion – for example in dresses
of women – often is interpreted as expression of principle differences between Islam
and modern and secular values. In societies with religious and cultural pluralism dis-
cussions on concepts and different perspectives are necessary to end ignorance
and misunderstandings. The common base of living together are human rights and
the constitution, which guarantee the freedom of confession and practices of belief.