Überflüssige Interessen? – Politische Partizipation Benachteiligter als normativer Lackmustest für eine republikanisch verfasste Demokratie

Autor/innen

  • Andreas Lob-Hüdepohl Kath. Hochschule für Sozialwesen

DOI:

https://doi.org/10.18156/eug-2-2012-art-5

Abstract

Benachteiligte Personen(-gruppen) können ihre Interessen in den politischen
Aushandlungsprozessen einer modernen demokratischen Gesellschaft selten
angemessen zur Geltung bringen. Ihre Interessen sind schwach, weil ihre
Träger nicht über die nötigen Ressourcen an Artikulations-, Organisations-,
Mobilisierungs- und Durchsetzungsmacht verfügen, um sie gegen die kon-
kurrierenden Interessen starker Akteure mit ausreichender politischer Res-
sourcenausstattung durchzusetzen. Diese strukturelle Asymmetrie an Macht-
ressourcen zwischen ›schwachen‹ und ›starken‹ Interessen prägt selbst solche
zivilgesellschaftlichen Akteure, die – wie zum Beispiel die Neuen Sozialen Be-
wegungen – für die Interessen Benachteiligter eintreten. Für eine republikanisch
verfasste Demokratie ist dieser Sachverhalt eine schwere Hypothek. Denn sie
steht für das gleichermaßen egalitäre wie emanzipative Versprechen, dass sich
alle Gesellschaftsmitglieder mit ihren Interessen in authentischer Weise selbst
politisch repräsentieren können und damit politische Gerechtigkeit verwirklichen.
Deshalb wird die reale Partizipation Benachteiligter ein ›Lackmustest‹ für jede
republikanisch verfasste Demokratie. Community Organizing versteht sich als
eine politische Aktionsform, die über den Aufbau von persönlichen Beziehungs-
netzen und Bürgerplattformen die entscheidenden politischen Machtressourcen
entwickelt und stabilisiert, um ›schwache‹ in ›stärkere‹, bestenfalls sogar ›star-
ke‹ Interessen zu transformieren.

Marginalized persons are often not able to assert appropriately their basic
political interests in public decision making processes of modern democratic
society. Their interests are ‹weak› because the stakeholders haven’t the
necessary power to articulate, organize, mobilize and achieve their goals in
opposition to competing interests of stronger actors having sufficient political
power. This structural dissymmetry of power between so called ‹weak› and
‹strong› interests dominates the culture of civil society actors (e.g. New Social
Movements) struggling for the interests of marginalized people. This situation
represents a serious burden for republican democracy. Republican democracy
implies the egalitarian and emancipatory promise to all members of society that
they can represent themselves authentically in political decision making and
thereby achieve political justice. Therefore everyone’s real participation
(especially real participation of marginalized persons) in politics becomes a
litmus test for every republican democracy. Community Organizing is a
specific approach to political action to enhance political powerfulness by
creating personal relationship between marginalized people and their
supporters and establishing broad based community organizations with
the intention to transform ‹weak› interests into ‹stronger› or at best into
‹strong› interests.

Autor/innen-Biografie

Andreas Lob-Hüdepohl, Kath. Hochschule für Sozialwesen

Andreas Lob-Hüdepohl, *1961, Dr. theol., Studium der Kath. Theologie, Philosophie, Erziehungsw. und Soz., Professor für Theol. Ethik unter besonderer Berücksichtigung der Ethik Sozialer Professionen an der Kath. Hochschule für Sozialwesen Berlin.

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