Soziale Marktwirtschaft – ein Zukunftsmodell? Korreferat zu Stefan Leibold
DOI:
https://doi.org/10.18156/eug-1-2010-art-7Abstract
Der These von Stefan Leibold, wonach die reale soziale Marktwirtschaft der Nach-
kriegszeit und der Aufbaujahre in Westdeutschland nur teilweise auf den klass-
ischen Ordoliberalismus zurückzuführen sei, kann zugestimmt werden. Demnach
wurden die Theoreme des Ordoliberalismus der jeweiligen Wirklichkeit – das heißt
den historischen Bedingungen und den politischen Kräfteverhältnissen – flexibel
angepasst. Der Begriff »soziale Marktwirtschaft« bleibt nicht zuletzt deshalb amorph,
was kritisch kommentiert wird. Der Artikel widerspricht jedoch dem Plädoyer, diesen
unbedacht aufzugeben. Die Gefahr, dass das »Experiment Marktwirtschaft mit sozialem
Ausgleich« nach Auffassung der Gewerkschaften zu scheitern droht, wird keineswegs
ignoriert. Geteilt wird zudem die im Korreferat rezipierte Einschätzung von Stephan
Lessenich, der von einer zeitgenössischen Neuerfindung des Sozialen spricht. Demzu-
folge zielt der »Sozialstaat der Aktivgesellschaft« darauf ab, nur noch »Mindestsiche-
rungen gewährende Anreizsysteme individueller Arbeitsmarktpartizipation« anzubieten.
Stefan Leibold’s thesis holding that ordoliberalism is only partly responsible for the
social market economy of post-war Germany can be agreed upon. The theoretical
ideas of ordoliberalism were flexibly adjusted to historical circum- stances and the
formation of political power. For that reason, the term «social market economy»
remains vague and is therefore severely criticized by Leibold. My paper, however,
argues in favor of the term as it implies a vote for social awareness. Even so, the
trade unions’ warning against a failure of the experiment of a market economy with
built-in social equity is not taken lightly. Additionally, Stephan Lessenich’s analysis
of the reformed welfare state has to be taken into account. The «Aktivgesellschaft»
(«activated society») reduces social spending and offers merely a minimum-level
of social security intended as incentive to participate in the labour market.