Politökonomie und Postwachstum – Bedingte Wachstumsbegrenzung durch Selbstbindung der Politik
DOI:
https://doi.org/10.18156/eug-1-2012-art-2Abstract
Die vorliegende Untersuchung greift aus der um den Begriff »Postwachstum« versam-melten Diskussion eine Fragestellung und ein Themengebiet heraus. Sie befasst sich
mit dem Problem der Klimaerwärmung und fragt vor diesem Hintergrund nach mög-
lichen Gründen und Wegen zu einer bewussten Begrenzung wirtschaftlichen Wachs-
tums. Politische Entscheidungsträger, die neben Wachstums- auch Klimaschutzziele
verfolgen, stehen vor einem Zielkonflikt, wenn das Klimaschutzziel nur unter Inkauf-
nahme einer Hemmung der wirtschaftlichen Aktivität erreicht werden kann. Um he-
rauszuarbeiten, wie sie diesen Zielkonflikt lösen, wird untersucht, welche Motive das
Handeln politischer Entscheidungsträger bestimmen. Ausgehend von einem objek-
tiven Abwägungskriterium zwischen Wachstums- und Klimaschutzziel wird unter-
sucht, ob politische Zwänge zu einer Verzerrung politischer Entscheidungen im Sinne
einer zu starken Gewichtung des Wachstumsziels führen können. Aufbauend auf den
hierbei erzielten Ergebnissen wird für eine politische Selbstbindung durch Delegierung
der Klimaschutzpolitik an eine unabhängige, von externen Einflüssen abgeschirmte
Institution plädiert. Es werden Anforderungen an die Ausgestaltung dieser Institution
diskutiert und mit der Realität der EU-Klimaschutzpolitik verglichen. Abschließend
wird der Zusammenhang zwischen der vorgeschlagenen Selbstbindung der Politik
und der Wachstumsbegrenzungsfrage hergestellt.
This study singles out one issue and one topic of the growing discussion gathering
under the term «Postwachstum». It deals with the problem of global warming and
asks in this context for possible justifications of and ways to a deliberate limiting
of economic growth. If policy makers pursue growth and climate protection goals
at the same time, they are facing a tradeoff, if the climate protection goal can be
achieved only at the cost of an inhibition of economic growth. To understand how
policy makers act under this constraint, the mo-tives that guide their decisions are
examined. Based on an objective assessment criterion between the growth and the
climate protection goal it is investigated whether political considerations may lead to
a distortion of policy decisions in direction of a too strong weighting of the growth
target. Based on the results achieved, the policy of a self-binding delegation of
climate change policy to an independent institutional body, shielded from external
political influences, is advocated. The required design of this institutional body is
discussed and compared with the reality of the EU climate protection regime. Finally,
the relationship between the proposed self-binding policy and the case for a limiting
of economic growth is investigated.