Was meint Identität? Begriffsgeschichtliche Erkundungen zu einem umkämpften Terminus
DOI:
https://doi.org/10.18156/eug-1-2020-art-1Abstract
Der Begriff der Identität wird heute in Alltagssprache wie Wissenschaft zunehmend inflationär verwendet. Damit verbindet sich die Gefahr semantischer Überdehnung. Der vorliegende Beitrag rekonstruiert vor diesem Hintergrund an Hand ausgewählter Stationen der Begriffsgeschichte unterschiedliche Dimensionen von Identität. Im Fokus stehen dabei die semantischen Verschiebungen des Identitätsbegriffs im Anschluss an Erik Erikson, die Identitätspolitik im Kontext der neuen sozialen Bewegungen, Identitätsmanagement als Marketingstrategie sowie die Vereinnahmung des Begriffs durch Akteur*innen der Neuen Rechten. Der Beitrag legt Verbindungslinien zwischen diesen begriffsgeschichtlichen Etappen und gegenwärtigen Debatten frei und wirft davon ausgehend einen Blick auf das vielschichtige Ringen um Identität in der Gegenwart.
The term identity suffers today from severe devaluation of meaning due to its overuse in everyday language and academic discourse. Against this background this article examines different dimensions of identity on the basis of selected stages in the history of the concept. The focus thereby lies on the semantic shift in identity talk connected to the work of Erik Erikson, identity politics in the new social movements, identity as marketing technique and the appropriation of the concept by proponents of the New Right. The article traces the lines leading from these stages to contemporary debates about identity and explores theoretical possibilities to interpret the multidimensional struggles about identity in the present.