Nach der instrumentalistischen Wende: Moralische Verantwortung bei John Dewey
DOI:
https://doi.org/10.18156/eug-1-2015-art-2Abstract
Die Einsicht, dass die praktischen Entscheidungen des Einzelnen durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen mitbestimmt werden, wirft Fragen hinsichtlich der Struktur moralischer Urheberschaft auf. Wenn der kontingente soziale Rahmen individuelle Handlungen konstituiert, scheint für persönliche Verantwortung kein Raum zu sein. John Deweys instrumentalistische Rekonstruktion des menschlichen Verhaltens eröffnet eine Möglichkeit, diesem Dilemma zu entgehen. Sie ersetzt die bipolare Gegenüberstellung von Individuum und Gemeinschaft, indem sie den umfassenden Begriff des human being als des Trägers individueller und sozialer Eigenschaften ins Zentrum rückt. Dabei zeigt sich, dass die Kontingenz des individuellen Selbst der Zuschreibung von Verantwortung nicht entgegensteht, sondern dass sie diese umgekehrt erst ermöglicht.
Literaturhinweise
Primärtexte
Die Quellenangaben beziehen sich auf den Mittleren (MW) und Späten (LW) Teil der Gesammelten Werke Deweys. Die Seitenzahlen vor dem Schrägstrich verweisen jeweils auf das englische Original; die Seitenzahlen hinter dem Schrägstrich auf die deutsche Übersetzung.
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