»…nichts gegen die Soziale Marktwirtschaft, denn das ist verboten« (Konrad Adenauer). Sondierungen zur religiösen Tiefengrammatik des deutschen Wirtschafts- und Sozialmodells im Anschluss an Alfred Müller-Armack und Oswald von Nell-Breuning
DOI:
https://doi.org/10.18156/eug-1-2010-art-9Abstract
Der Rede von der Sozialen Marktwirtschaft wachsen heute zivilreligiöse Konno-
tationen zu. Dabei ist aber unklar, was mit Sozialer Marktwirtschaft eigentlich
gemeint ist: die wirtschaftspolitische Konzeption des Ordoliberalismus oder die
real existierende – postliberale – Wirtschafts- und Sozialordnung der Bundesre-
publik, die sich vom ursprünglichen ordoliberalen Entwurf erheblich unterscheidet.
Der Beitrag untersucht zunächst ausführlich, was Müller-Armack unter einer »So-
zialen Marktwirtschaft« verstehen wollte. Dann rekonstruiert er kurz, wie unter
Konrad Adenauer die Einführung dieser Art Sozialer Marktwirtschaft verhindert
wurde. Anschließend wird am Beispiel Oswald von Nell-Breunings SJ gezeigt, wa-
rum die katholische Sozialtradition gegenüber dem Ordoliberalismus zurecht eine
ablehnende Position bezog, bevor schließlich danach gefragt wird, ob man unter
den postliberalen Bedingungen komplexer Gegenwartsgesell- schaften auf die
Rede von der Sozialen Marktwirtschaft nicht besser verzichten sollte.
Today, the term of «social market economy» seems to be a fundamental part
of German civil religion. But there is a lot of confusion: Does this term only refer
to the theoretical concepts of German ordoliberalism, or does it refer to the –
«post-liberal» – socio-political realities of Post-War Germany, quite different from
these ordoliberal concepts? Firstly, this article describes in detail Müller-Armacks
original conception of «social market economy»; and shortly, why this conception
hasn't been imple- mented in Germany under the government of Konrad Adenauer
and further on. Then, it deals with Oswald von Nell-Breuning SJ and his social catholic
view on society and economy to show his important criticism on ordoliberalism.
Finally, the article raises the question if the ordoliberal term of «social market
economy» fits to the post-liberal realities of modern societies in any way.