2011: Sonderheft 2011 Arbeit – Eigentum – Kapital. Zur Kapitalismuskritik der großen Sozialenzykliken
Im Mai des Jahres 2011 standen gleich mehrere ›runde Geburtstage‹ großer päpst-
licher Sozialenzykliken auf der Tagesordnung: Rerum novarum wurde 120 Jahre,
Quadragesimo anno 80 Jahre, Mater et magistra 50 Jahre, Laborem exercens
30 Jahre und Centesimus annus 20 Jahre alt. Allerdings fand dieses ›Jubiläumsda-
tum‹ nicht nur in der säkularen, sondern auch in der innerkirchlichen Öffentlichkeit
nur eine überraschend geringe Resonanz. Die große Zeit der Sozialenzykliken und
der auf ihr beruhenden ›Katholischen Soziallehre‹ scheint ohnehin seit längerem vor-
bei zu sein. Dennoch sind in diesen Sozialrundschreiben bleibend wertvolle gesell-
schaftsethische Grundsatz-Reflexionen, bis heute gehaltvolle Ansätze normativer
Gesellschaftstheorie und zahlreiche, die herrschenden Plausibilitätsmuster der Ge-
genwartsgesellschaften produktiv irritierende Stellungnahmen zu finden, die eine
nähere Beschäftigung mit den Texten der päpstlichen Sozialenzykliken auch heute
noch lohnend macht. Zu einer voreiligen Verabschiedung dieser Tradition besteht je-
denfalls genau so wenig Anlass wie zu ihrer geflissentlichen Nichtbeachtung.
Das ›Sonderheft 2011‹ der ›Ethik und Gesellschaft‹ stellt sich deshalb die Aufgabe,
zentrale Themen und Motive der langen Tradition päpstlicher Sozialverkündigung in
der modernen kapitalistischen Industriegesellschaft noch einmal Revue passieren
zu lassen und auf ihre Zukunftspotenziale hin zu befragen. Dieses Anliegen ist im
›Jubiläumsjahr 2011‹ auch deshalb angesagt, weil es seit der im Herbst 2008 aus-
gebrochenen Wirtschafts- und Finanzkrise wieder ein neues politisch-publizistisches
Interesse am Thema der Kapitalismuskritik gibt, wobei über die Fragen ihrer Mög-
lichkeiten und Chancen, ihrer Ausmaße und Profile erhebliche Uneinigkeit herrscht.
Grund genug also, auf der Grundlage der großen päpstlichen Sozialenzykliken nach
Traditionen, Aufgaben und Perspektiven kirchlicher Kapitalismuskritik ›im Blick zu-
rück nach vorn‹ zu fragen.
Die Texte dieser Ausgabe sind entstanden im Rahmen der ›1. Heppenheimer Tage
zur christlichen Gesellschaftsethik‹, die am 20. und 21.05.2011 in Kooperation mit
dem Institut für Theologie und Sozialethik (iths) der TU Darmstadt im ›Haus am Mai-
berg‹ stattfanden, der Akademie für politische und soziale Bildung des Bistums Mainz.
Die ›Heppenheimer Tage‹ zielen darauf, die Traditionen der katholischen Soziallehre
mit den Theoriedebatten der zeitgenössischen Sozialwissenschaften ins Gespräch zu
bringen. Sie widmen sich in diesem Sinne der Verständigung und Weiterentwicklung
zentraler Anliegen der christlichen Gesellschaftsethik. Den Mitarbeitern des Hauses
sei an dieser Stelle für die angenehme und unkomplizierte Tagungsatmosphäre eben-
so gedankt wie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihre produktiven Debatten-
beiträge, ohne die die hier vorgelegten Texte in dieser Form wohl kaum zustande ge-
kommen wären.
licher Sozialenzykliken auf der Tagesordnung: Rerum novarum wurde 120 Jahre,
Quadragesimo anno 80 Jahre, Mater et magistra 50 Jahre, Laborem exercens
30 Jahre und Centesimus annus 20 Jahre alt. Allerdings fand dieses ›Jubiläumsda-
tum‹ nicht nur in der säkularen, sondern auch in der innerkirchlichen Öffentlichkeit
nur eine überraschend geringe Resonanz. Die große Zeit der Sozialenzykliken und
der auf ihr beruhenden ›Katholischen Soziallehre‹ scheint ohnehin seit längerem vor-
bei zu sein. Dennoch sind in diesen Sozialrundschreiben bleibend wertvolle gesell-
schaftsethische Grundsatz-Reflexionen, bis heute gehaltvolle Ansätze normativer
Gesellschaftstheorie und zahlreiche, die herrschenden Plausibilitätsmuster der Ge-
genwartsgesellschaften produktiv irritierende Stellungnahmen zu finden, die eine
nähere Beschäftigung mit den Texten der päpstlichen Sozialenzykliken auch heute
noch lohnend macht. Zu einer voreiligen Verabschiedung dieser Tradition besteht je-
denfalls genau so wenig Anlass wie zu ihrer geflissentlichen Nichtbeachtung.
Das ›Sonderheft 2011‹ der ›Ethik und Gesellschaft‹ stellt sich deshalb die Aufgabe,
zentrale Themen und Motive der langen Tradition päpstlicher Sozialverkündigung in
der modernen kapitalistischen Industriegesellschaft noch einmal Revue passieren
zu lassen und auf ihre Zukunftspotenziale hin zu befragen. Dieses Anliegen ist im
›Jubiläumsjahr 2011‹ auch deshalb angesagt, weil es seit der im Herbst 2008 aus-
gebrochenen Wirtschafts- und Finanzkrise wieder ein neues politisch-publizistisches
Interesse am Thema der Kapitalismuskritik gibt, wobei über die Fragen ihrer Mög-
lichkeiten und Chancen, ihrer Ausmaße und Profile erhebliche Uneinigkeit herrscht.
Grund genug also, auf der Grundlage der großen päpstlichen Sozialenzykliken nach
Traditionen, Aufgaben und Perspektiven kirchlicher Kapitalismuskritik ›im Blick zu-
rück nach vorn‹ zu fragen.
Die Texte dieser Ausgabe sind entstanden im Rahmen der ›1. Heppenheimer Tage
zur christlichen Gesellschaftsethik‹, die am 20. und 21.05.2011 in Kooperation mit
dem Institut für Theologie und Sozialethik (iths) der TU Darmstadt im ›Haus am Mai-
berg‹ stattfanden, der Akademie für politische und soziale Bildung des Bistums Mainz.
Die ›Heppenheimer Tage‹ zielen darauf, die Traditionen der katholischen Soziallehre
mit den Theoriedebatten der zeitgenössischen Sozialwissenschaften ins Gespräch zu
bringen. Sie widmen sich in diesem Sinne der Verständigung und Weiterentwicklung
zentraler Anliegen der christlichen Gesellschaftsethik. Den Mitarbeitern des Hauses
sei an dieser Stelle für die angenehme und unkomplizierte Tagungsatmosphäre eben-
so gedankt wie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihre produktiven Debatten-
beiträge, ohne die die hier vorgelegten Texte in dieser Form wohl kaum zustande ge-
kommen wären.
Veröffentlicht:
01.06.2015