Prekarisierung der Arbeit – internationale Realität oder Schimäre: Zur deutschen Situation und zur Positionierung der EKD
DOI:
https://doi.org/10.18156/eug-2-2014-art-5Abstract
Die Arbeitsmarktentwicklung der letzten fünf Jahre (2007-2012) in der Bundesrepublik Deutschland ist höchst ambivalent zu bewerten. Zwar ist die Arbeitslosigkeit deutlich gesenkt worden, parallel dazu stieg jedoch der Niedriglohnsektor, der ohnehin in den vergangenen zwei Jahrzehnten um rund 50% gewachsen ist, noch einmal an. Insofern ist der Rückgang der Arbeitslosigkeit mit einer Zunahme des Niedriglohnsektors, darunter überdurchschnittlich viele sog. atypische Beschäftigungsverhältnisse, »erkauft« worden. Dieser Bereich bedarf dringend der politischen Regelung, wobei in diesem Beitrag nicht für eine generelle Rücknahme flexibilisierter Arbeitsverhältnisse plädiert wird, sondern die Einführung von Mindestlöhnen – welche inzwischen im Jahr 2014 nach dem Entstehen des vorliegenden Beitrags gesetzlich in Deutschland eingeführt wurden – und eine Neuformatierung des Sozialsystems in Richtung einer Steuerfinanzierung favorisiert werden.
There are some contradictory perspectives in regard to the labor market development of the Federal Republic of Germany in the past five years (2007-2012). Although unemployment has decreased substantially, the low-wage labor market, which has grown by 50% for the last two decades, also expanded during this five year period.
This decrease in unemployment is exchanged at the »cost« of an increase in the low-wage labor market, with an especially significant increase in so-called atypical employment relationships. This labor market urgently requires political regulation. However, this article does not serve the purpose of pleading for a general reduction of flexible employment contracts, but rather, for the introduction of a minimum wage – which Germany officially implemented in 2014, after the article was written. The article also advocates a reorganization of the social security system by the means of tax financing.