Emanzipation als Konversion. Das Bild von der Muslima im christlich-säkularen Diskurs.
DOI:
https://doi.org/10.18156/eug-2-2010-art-2Abstract
In der aktuellen Auseinandersetzung mit »dem« Islam gilt die Emanzipation der
Frau als Indikator für Demokratiefähigkeit und Modernität. Modell dafür ist das
Konzept der westlichen Emanzipation, das für die Überwindung von Tradition
und damit auch von Religion steht, da die Religion – laut Modernisierungstheo-
rie – im Zuge der Säkularisierung an Bedeutung verlieren sollte. Zugleich wur-
de das Christentum aber auch in die Moderne integriert. Diese Widersprüchlich-
keit drückt sich u.a. in einem Selbstverständnis aus, das einerseits von christ-
lichem Gedankengut geprägt ist, andererseits aber davon nichts weiß oder wis-
sen will. Dafür ist der liberale Feminismus ein prägnantes Beispiel, indem er trotz
seiner nicht- oder gar anti-religiösen Positionen christliche Denkmuster fortführt
wie etwa die, dass die Andere Frau von ihrem dunklen Schicksal »erlöst« werden
müsste, vor allem auch aus ihrer Befangenheit in der »falschen« Religion, denn
der Islam gilt allenfalls nur dann als modernisierungsfähig, wenn er sich am Chris-
tentum orientiert.
Women’s liberation has become a crucial point in the current debates about «the»
Islam. Emancipation stands here for democracy and modernity. But this concept is
based on a particular western model of modernity which overcomes as well as inte-
grates religion. This contradiction can be observed in an ideology which argues
against religion but at the same time is also shaped by it, as it is the case with lib-
eral feminism (in its western-European outline).This mostly anti-religious feminism
is for example shaped by a «mission» to free the Other women, especially the ones
which attend to the «wrong» religion, since in their view Islam stands for tradition,
which can be only overcome by assimilating to a Christian modernity.