Zu Unrecht vernachlässigt. Zur bleibenden Relevanz des katholischen Eigentumsverständnisses
DOI:
https://doi.org/10.18156/eug-sh-2011-art-5Abstract
Die katholische Traditionsbildung zu Eigentum und Besitz richtet sich an ord-nungspolitischen Vorstellungen aus. Die Nutzung von Eigentum und Besitz
wird in einer engen Verbindung und Spannung zu den Rechten der Armen
ausgelegt und unter einen legitimatorischen Vorbehalt gestellt. Ein absolu-
tes Eigentumsrecht kennt deshalb die Soziallehre der Kirche nicht. Die Ord-
nungsvorstellungen der Kirche gerieten durch verschiedene historische Er-
eignisse und Bewegungen unter Druck und verloren an Plausibilität. Die
päpstlichen Sozialenzykliken ab 1891 lösen sich von einem abstrakten
Recht auf Eigentum und vollziehen den Weg hin zu einer Verzahnung die-
ses Rechts mit der menschlichen Arbeit und anderen konditionalen Beding-
ungen. Die jüngsten Transformationen der kapitalistischen Wirtschaftsweise
machen deutlich, dass die Soziallehre der Kirche heute verstärkt eine kri-
tische Auseinandersetzung zu Eigentum und Besitz führen müsste.
The Catholic tradition of property and ownership is geared to regulatory
requirements. The use of property and ownership is interpreted in a narrow
connection with the rights of the poor, and in tension to it, and is placed
under a reservation of legitimation. An absolute right of ownership is not
known by the social doctrine of the Church. The concept of order of the
Church got under pressure by the various historical events and movements,
and lost its plausibility. The papal social encyclicals since 1891 release from
an abstract right of property, and complete the path to a gear tooth with the
law of human labor and other conditional terms. The recent transformations
of the capitalist economy make clear that the social doctrine of the Church
should now increasingly lead to a critical discussion on property and ownership.