Katholische Kirche und Menschenrechtsethos. Von der Ablehnung zur Anerkennung der Religionsfreiheit

Autor/innen

  • Christian Spieß KTU Linz

DOI:

https://doi.org/10.18156/eug-2-2012-art-8

Abstract

Während sich die Rede von den »jüdisch-christlichen Wurzeln« der Menschen-
rechte bleibender Popularität erfreut, ist die Geschichte der katholischen Kir-
che von einer eigentümlichen Ambivalenz geprägt: Während die Päpste des
19. und der ersten beiden Drittel des 20. Jahrhunderts (einige) Menschen-
rechte und Demokratie scharf ablehnten und als Irrweg verurteilten, hat die
Kirche mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) Menschenrechte
und Demokratie anerkannt, und zwar auf der Grundlage der unverfügbaren
Menschenwürde. Der Beitrag versucht, die Position der Kirche und deren
Wandel darzustellen und auf einige Differenzierungen auch im Hinblick auf
die antimodernistische Haltung im 19. Jahrhundert hinzuweisen. Am Beispiel
der Veränderung der Haltung der katholischen Kirche zum normativen Pro-
jekt der Moderne zeigt sich, dass Religionsgemeinschaften offensichtlich sehr
gut in der Lage sein können, ihre Tradition vor den Herausforderungen der
jeweiligen Zeit zu modifizieren, – dass religiöse Traditionen also nicht »starr«
sein müssen, sondern recht »beweglich« sein können.

While the idea of human rights frequently is associated with the Judeo-Christian
tradition, the Catholic church itsself experienced an era of anti-modernism in-
cluding harsh damnation of human rights, in particular of most of the civil
liberties. But, while the popes in the 19th and the 20th century until the 1960s
pushed the denial of civil liberties, the Second Vativan Council (1962-1965)
approved human rights und democracy completely and emphatically. This essay
illustrates the change of the Catholic Church while having regard to some dis-
parities in the Catholic social teaching, theology, political Catholicism et cetera
of the 19th and early 20th century. The change of the Catholic church, of course,
shows quite plainly that a denomination basically is able to adapt its teaching to
historical changes - thus religions and denominations are not trapped in their
religious tradition but able to accept the challanges of the present age.

Autor/innen-Biografie

Christian Spieß, KTU Linz

Christian Spieß, *1970, Prof. Dr., Studium der Theol., Philosophie und Religionspädagogik, Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der KTU Linz.

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