"Organische" oder "solidaristische" Solidarität als Alternative zu kollektiver Identität?

Autor/innen

  • Hermann-Josef Große Kracht Institut für Theologie und Sozialethik der TU Darmstadt

DOI:

https://doi.org/10.18156/eug-1-2020-art-9

Abstract

Durkheims Konzept der ‚organischen Solidarität‘ gehört zu den Schlüsselwörtern seiner berühmten Studie ‚Über soziale Arbeitsteilung‘ aus dem Jahr 1893, auch wenn er diesen Begriff später stillschweigend fallengelassen hat. Der junge Durkheim unterschied zwischen der ‚mechanischen Solidarität‘ als primärer Form des über die Religion und das Kollektivbewusstsein vermittelten sozialen Zusammenhalts traditionaler Gesellschaften und der ‚organischen Solidarität‘ als des über soziale Arbeitsteilung und berufliche Differenzierung vermittelten sozialen Zusammenhalts moderner Gesellschaften.Dieser kurze Artikel fragt nach dem potenziellen Wert der Durkheimschen Topoi von ‚organischer Solidarität‘ und ‚Kult des Individuums‘ für eine ‚postliberale‘ Sozialethik, die sich in der kritischen Auseinandersetzung mit dem aus dem rechtspopulistischen Milieus stammenden Vorstellungen einer ‚exklusivistischen‘ Solidarität bewähren will.

Durkheims concept of ‘organic solidarity’ is one of the key words of his famous study ‘The Division of Labour in Society’ (1893), a notion Durkheim later on dropped silently. The young Durkheim focused on ‘mechanical solidarity’ as primary form of social cohesion in traditional and small-scale societies based upon the homogenity of individuals integrated strongly by religion and collective conscience. In modern societies on the over hand social cohesion results from the interdependence that arises between people by the processes of differentiation and the specialization of work (‘organic’ solidarity).This short article examines the relevance of durkheimian topics such as ‘organic solidarity’ or ‘cult of the individual’ for a ‘postliberal’ social ethics, looking to overcome right-wing populism and their concept of ‘exlcusivistic’ solidarity.

Autor/innen-Biografie

Hermann-Josef Große Kracht, Institut für Theologie und Sozialethik der TU Darmstadt

Apl. Prof., Dr. phil., habil. theol. M.A., geb. 1962, Akademischer Oberrat am Institut für Theologie und Sozialethik der TU Darmstadt.

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Veröffentlicht

01.08.2020

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